„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“ (J.W. v. Goethe)

Die Installation besteht aus einer Zeichnung im Raum mit plastischen Linienkörpern und mit der Wand als Bildträger sowie zusätzlichen Zeichnungen auf Papier. Diese Zeichnungen auf Papier sind nicht für sich genommen zu verstehen, sondern sie stehen im Kontext mit der Raumzeichnung an der Wand. Sie sind vor der Wand auf einem Tisch ausgelegt, dessen Plazierung vor der Wand in einem stündlichen Gleichmaß wäh­rend der Ausstellung verändert wird; tagsüber vor den Beleuchtungskörpern, Schatten werfend, nachts hinter den Beleuchtungskörpern, schattenlos. So können sie als Widerhall oder Kontroverse wahrgenommen werden. Auf der 1 3m x 4m großen grauen Betonwand sind 900 Aushöhlungen geschaffen wor­den, die die Wand rastern. Diese nehmen die weiß und gelb lackierten Linienkörper, die aus leichtem Draht und Papier bestehen, im rechten Winkel zur Wand auf. Sie ergeben eine Raumzeichnung und mit ihren Linienschatten darüber hinaus eine immaterielle Zeichnung.

Hunderte von Linienkörpern sind im Abstand von 25cm nach oben, unten, und zur Seite über die ganze Fläche verteilt. Auch diese Verteilung ist nicht willkürlich, sondern folgt dem System des Gleichmaßes. Dieses wird zugleich gebrochen und erweitert durch den wechselnden Standort, den der Betrachter einnehmen wird, da er aus räumlichen Gege­benheiten nicht so weit zurücktreten kann, dass es ihm möglich ist, die Raumzeichnung mit einem Blick zu umgreifen.

So gesehen gestaltet der Betrachter durch eigene Bewegung und seinen jeweiligen Standort im Gegenüber zur Installation diese stets neu, und zwar in ihrer räumlichen und zeitlichen Dimension.

Der Titel: „Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“ (J. W. von Goethe) ist keine sprachliche Illustration der Installation. Die im Titel aber sich ankündigende Sehnsucht nach neuen Eindrücken und Erfahrungen darf getrost auf die Arbeit angewandt werden.

„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn“ (J.W.v.Goethe)

Betonwand, 13m x 4m, 900 Mirbel, je 25cm lang, Draht, Papier, Kleister, Farbe, Dal Profondo, Kästrich, Mainz, 2004

Fotos: Tanja Labs

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